parere quod sequitur – Gehorche und folgeGeschichten aus einem strengen Kloster Teil 1
- Kapitel
Gehorsam statt Strafe
Die Kutsche fuhr einen Hügel hinauf. Als sie oben ankam, konnten die beiden Damen auf den See schauen.
„Da, schau mal, dort liegt das Kloster!“
Begeistert war das junge Mädchen nicht, denn es bedeutete das Ende ihrer Freiheit. Sie erblickte eine mittelalterliche Klosteranlage mit einer imposanten Kirche, einem rechteckigen Wohnbereich indem es einen Innenhof gab. Etwas weiter entfernt stand der Wirtschaftshof mit vielen Gebäuden, Ställen und umzäunte Wiesen. Hier sollte sie nun bleiben, bis man ihr endlich Manieren, gutes Benehmen, Disziplin und Gehorsam beigebracht hatte. Das Gefährt rollte langsam den Abhang hinab. Die Begleiterin erzählte wie gut ihr der Stift getan hatte, denn sie musste auch streng erzogen werden. Sonst wäre sie mit den Pferden durch gegangen. Näheres berichtete sie nicht und befragt wurde sie auch nicht. Zuviel Wissen ist nicht gut und so fügte sie sich in die Rolle der jungen jungfräulichen Adeligen, die hier ihren Schliff erhalten sollte.
Man hatte den Wagen schon kommen sehen. Zwei Knechte öffneten das Doppeltor, so dass sie hinein fahren konnte. Sie hielt direkt vor der großen Empfangstreppe. Zunächst stieg die Gouvernante dann die junge Dame aus. Zeitgleich öffnete sich oben die Tür und eine Frau mit strengen Gesichtszügen schritt mit zwei Dienerinnen herab.
Beide Damen machten einen tiefen Knicks und senkten ihren Kopf. Die Dame hielt ihren Handrücken hin und diese wurde angedeutet geküsst.
„Mein Name ist Berta von Leiring, ich bin die Tante dieses Mädchens.“ „Willkommen im Kloster Obedientiam. Ich bin Clara von Zellwitz, die Domina des Stifts. Bei mir laufen alle Fäden zusammen.”Die Oberin hielt ihre Hand der jungen Dame entgegen. Artig küsste sie diese und schaute ihr direkt ins Gesicht. Dafür erntete sie böse Blicke von der Vorsteherin.“Ich bin Cecilie von Gaffron.”“Bist du verwandt mit Klara von Gaffron?”“ja klar,” sprudelte es aus ihr heraus. “Sie ist meine Großmutter.”Erneut rümpfte die Freifrau die Nase. Sovel Ungezogenheit hatte sie selten erlebt. Über dreißig Jahre war sie Oberin, aber eine derartige Frechheit war ihr noch nicht unter gekommen. Sie wußtte das es in der nächsten Zeit für Cecilie recht schmerzhaft zugehen würde.“Kommen sie bitte mit hinein. Nein nicht du Cecilie. Die Dinerinnen werden dir dein Quartier zeigen. Ich möchte mit deiner Tante allein sprechen.”Sagte es, drehte sich ohne zu schauen um und schritt die Treppe nach oben.Der Kutscher lud die Koffer und Säcke aus dem Fahrzeug und stellte sie an die Seite. Beide Dienerinnen nahmen sich der Sachen an und schleppten sie in den links liegdnen Flügel. Cecilie schritt hinteran. “Sagt mal ihr Beiden, wie ist denn hier so die Stimmung?”Erst schauten die Bediensteten sich an und dann überrascht ins Gesicht der Dame.“Herrin, entschuldigt, aber wir dürfen nicht mit den Herrschaften reden. Frau von Zellwitz ist sehr streng. Wenn sie mit bekommt, das wir privat reden oer uns sogar treffen ist die Hölle los. Nicht umsonst ist es das strengste Kloster in Preussen.”Sofort liefen sie weiter ohne die Frage zu beantworten. Cecilie trottete hinterher und sah keine andere Person auf dem Hof. Gemeinsam traten sie in eine offene Tür um in den zweiten Stock hinauf zu schreiten. Im Treppenhaus kamen ihnen immer wieder junge Frauen entgegen, die schweigend mit dem Kopf gesenkt vorbei gingen. Kaum ein schaute sie direkt an. Un dwenn sie es tat, dann drehte sich der Kopf schnell wieder nach unten. Alle hatten eine Schuluniform an. Es war ein graues Kleid, das bis zum Hals zugeknöpft war, eine scharze Stoffschürze mit zwei Tashcen darüber. Die Harre waren streng zusammen gebunden. Die neue Bewohnerin wunderte sich, das hier alles so still war. Kein Lachen, keine Gespräche waren zu hören.Im Stockwerk angekommen, baten die beiden Mädchen das sie noch einen kleinen Augenblick auf einem Stuhl Platz nehmen möchte. Dei Leiterin würde bald kommen um zu entscheiden, in welches Zimmer sie gelegt werden sollte. Sofort waren sie die Treppe hinab verschwunden. Neugierig schaute sie aus dem Fenster. Gegenüber lagen wohl die Unterrrichtsräume. In einem Raum saßen ungefähr zehn Mädchen in ihrem Alter. Ein Mann stand an der Tafel und zteigte mit einem Stock auf diesselbe. Was ihr auffiel war, das Alle gerade saßen und es schien keine ein Wort zu sprechen. Sie schrieben mit und deren Blicke verharrten nach vorne zum Lehrer hin. Komisch, dachte sie, das kannte sie aus ihrer Schule nicht so extrem.Nach einer Weile kamen die Vorsteherin und die Tante den Flur hoch. Gemeinsam schritten sie auf eine Tür zu, die von Cecilie geöffnet wurde. Das Zimmer war karg eingerichtet. Es standen zwei Betten, zwei Kleiderschränke und Schreibtische in dem Raum. Als Bilder gab es den Jesus und zwei kirchliche Darstellungen.“So das wird <dein neues Zuhause sein. Die Mitbewohnerin ist noch im Unterricht, wird aber bald hier sein. Sie wird dich in alle Regeln und Gepflogenheiten einweisen, damit du möglichst schnell ein tadelloses und anständiges jungfäuliche Adelige wirst. Haben wir uns verstanden?”Der Ton verhieß nichts gutes, dachte sie. Sie nickte stumm dazu. Freifrau von Zellwitz verschwand wieder.“Nun heißt es Abschied nehmen. Denk dran, dein Vater meint es nur gut mit dir. Du bist nicht mehr ein kleines Mädchen, das alles durfte. Nun musst du gehorchen lernen. Sie bringen dir alles bei, was eine vornehme Dame wissen muss. Also gehorche lieber und tue das was man dir sagt. Wenn du es nicht machst, dann wissen die schon wie man deinen Ungehorsam austreibt.”Was meinte meine Tante nur damit? Gut zugegeben, ich war manchmal frech und launisch, wollte mich nicht einordnen. Aber Vater hatte gemeint, das würde schon noch kommen. Und dann stecken die mich hier in dieses Stift.Nachfragen wollte die junge Dame nicht, also beließ sie es bei einer herzlichen Umarmung. Zu Weihnachten könnte sie gerne nach Hause kommen um gemeinsam mit der Familie zu feiern, meinte die Tante. Oh Gott, das sind ja fünf Monate. Wie soll ich das hier bloß aushalten? Es gab einen letzten Kuß auf die Stirn und die Tür verschloß sich hinter unserer kleinen jugen Dame.